Ernäh­rung und Gesundheit

Neben einer art­ge­rech­ten Hal­tung spielt die rich­ti­ge Ernäh­rung unse­rer klei­nen Freun­de eine ent­schei­den­de Rol­le für ihr Wohl­be­fin­den und ihre Gesund­heit. Meer­schwein­chen sind rei­ne Pflan­zen­fres­ser und zäh­len damit zoo­lo­gisch zu den Her­bi­vo­ren – sie neh­men bis zu 100 Mahl­zei­ten am Tag zu sich. Ihr Ver­dau­ungs­sys­tem ist äußerst kom­pli­ziert und reagiert sehr emp­find­lich auf Feh­ler bei der Ernährung.

Aus die­sem Grund soll­te Meer­schwein­chen stän­dig abwechs­lungs­rei­ches Grün­fut­ter, hoch­wer­ti­ges Heu und fri­sches, sau­be­res Was­ser zur Ver­fü­gung stehen!

Des­halb haben wir hier ein paar wesent­li­che Infor­ma­tio­nen rund um das The­ma Ernäh­rung und Gesund­heit zusam­men­ge­tra­gen. Bit­te neh­men Sie sich einen Augen­blick Zeit für unse­re Tipps – Ihre klei­nen Freun­de wer­den es Ihnen mit Gesund­heit, gerin­ge­ren Tier­arzt­kos­ten und einem lan­gen Leben danken!

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All­ge­mei­ne Tipps für die rich­ti­ge Ernährung

Was muss bei der Füt­te­rung unbe­dingt beach­tet wer­den? Wir ver­su­chen uns hier an den aktu­el­len & neu­es­ten For­schun­gen und Erkennt­nis­sen zu orientieren:

Die wich­tigs­te Regel über­haupt lau­tet: Meer­schwein­chen dür­fen NIEMALS HUNGERN!

Hun­ger­pha­sen kön­nen auf­grund von Gäh­rungs­pro­zes­sen im Magen und dar­aus resul­tie­ren­den Auf­ga­sun­gen sehr schnell zum Tod füh­ren! Lei­der muss man es als grob fahr­läs­sig bezeich­nen, wenn Meer­schwein­chen­hal­ter „über das Wochen­en­de weg­fah­ren und vor­sorg­lich eine dop­pel­te oder drei­fa­che Rati­on an Fut­ter“ in den Stall legen, damit die Tie­re „ver­sorgt“ sind. Meer­schwein­chen tei­len sich ihre Ratio­nen nicht ein, son­dern fres­sen meis­tens die gesam­te Men­ge an ange­bo­te­nem Grün­fut­ter auf ein­mal. Vor allem in der war­men Jah­res­zeit ver­dirbt Frisch­fut­ter schnell, wird unge­nieß­bar für die Tie­re und kann sowohl Para­si­ten anlo­cken als auch zu Krank­hei­ten bei den Tie­ren füh­ren. Abge­se­hen davon sind Meer­schwein­chen sehr fra­gi­le Tie­re, die gut beob­ach­tet wer­den müs­sen, um mög­li­che Krank­hei­ten mög­lichst früh erken­nen zu kön­nen. Als Beu­te­tier sind die klei­nen Heu­wus­ler Meis­ter im Ver­ste­cken und Ver­heim­li­chen von Krankheiten/Schmerzen.

Las­sen Sie des­halb bit­te NIEMALS Ihre Tie­re ohne Betreu­ung durch Freun­de, Ver­wand­te oder Bekann­te zurück, auch wenn Sie „nur einen Wochen­end­trip“ planen!

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Frisch­fut­ter – immer verfügbar

Grün­fut­ter (Frisch­fut­ter, vor­zugs­wei­se blätt­ri­ges Grün wie Wie­se, Blatt­ge­mü­se, Kräu­ter) muss den Meer­schwein­chen durch­gän­gig zur Ver­fü­gung ste­hen, denn Meer­schwein­chen neh­men in ihren Akti­vi­täts­pha­sen immer wie­der klei­ne Men­gen auf, um ihren Ver­dau­ungs­trakt gleich­mä­ßig zu belas­ten. Bei abwechs­lungs­rei­cher Füt­te­rung ent­hält es auch alle lebens­not­wen­di­gen Nähr­stof­fe, Mine­ra­li­en und Vit­ami­ne, die Meer­schwein so braucht. Man füt­tert immer eine aus­rei­chend gro­ße Men­ge, dass bei der nächs­ten Füt­te­rung noch Res­te übrig sind – hier spricht man von der soge­nann­ten "ad libitum"-Fütterung, was so viel heißt wie "nach Belie­ben". Die Füt­te­rungs­men­ge kann hier sehr varia­bel sein je nach­dem wie aktiv, wie alt oder wie gut die Fut­ter­ver­wer­tung der Tie­re ist. Außer­dem kann es sein, dass kran­ke, geschwäch­te oder Tie­re im Wachs­tum mehr Fut­ter benö­ti­gen. Auch in Außen­hal­tung kann es sein, dass die Tie­re v.a. in den Win­ter­mo­na­ten mehr Fut­ter benö­ti­gen. Man muss sich am Anfang immer ein biss­chen an die idea­le Fut­ter­men­ge ran­tas­ten und die­se kann sich in den Jah­res­zei­ten oder über die Zeit hin­weg ändern.
Die Tier­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung für Tier­schutz e. V. (TVT) emp­fiehlt für ein Meer­schwein­chen täg­lich 200 Gramm Frisch­fut­ter pro Kilo­gramm Kör­per­ge­wicht. Eini­ge Meer­schwein­chen benö­ti­gen jedoch mehr.

Bei einer zu gerin­gen Füt­te­rung mit Grün­fut­ter, so dass die Fut­ter­men­ge von einer Füt­te­rung bis zur nächs­ten nicht aus­reicht und kei­ne Res­te mehr vor­han­den sind, kann es zu Ver­dau­ungs­stö­run­gen kom­men. Zudem ist die dau­er­haf­te Grün­füt­te­rung sehr wich­tig, damit die Zäh­ne rich­tig abge­nutzt wer­den, denn Meer­schwein­chen haben stän­dig nach­wach­sen­de Zäh­ne, die bei fal­scher Abnutzung/Kaubewegungen zu vie­len Pro­ble­men füh­ren können.

Vie­le Hal­ter machen den Feh­ler, dass anstatt von Grün­fut­ter (blätt­rig-krau­ti­ges Fut­ter) unge­eig­ne­tes Frisch­fut­ter (Obst, fes­tes Gemü­se) den Haupt­an­teil der Nah­rung aus­macht. Dadurch kommt es ggf. zu Ver­dau­ungs­stö­run­gen und Zahn­erkran­kun­gen! Beson­ders wich­tig ist dabei die natür­li­che Kau­be­we­gung des Meer­schwein­chens zu beach­ten (sie­he auch unten "Gesun­de Zäh­ne").

Um ein bes­se­res Gefühl dafür zu geben, wel­che Frisch­fut­ter­mit­tel am bes­ten geeig­net sind und mit wel­chem Anteil ange­bo­ten wer­den soll­ten haben wir hier eine Fut­ter­py­ra­mi­de erstellt. Dabei ist zu beach­ten, dass nicht jeder die Mög­lich­keit hat Wie­se teil­wei­se oder ganz­jäh­rig anzu­bie­ten. Hier bie­tet sich dann die Füt­te­rung von soge­nann­ter "Fake-Wie­se" an. Die­se besteht aus einer Mischung aus Bit­ter­sa­la­ten, blätt­ri­gem Kohl, Gemü­se­grün, Küchen­kräu­ter sowie ande­rem Blatt­ge­mü­se und fri­schen Zweigen.

Streit­the­ma Kohlfütterung:

Immer noch ist das The­ma ob Kohl als Fut­ter­mit­tel für Meer­schwein­chen geeig­net ist oder nicht ein gro­ßer Dis­kus­si­ons­punkt. Grund­sätz­lich eig­net sich Kohl v.a. wäh­rend der Win­ter­mo­na­te sehr gut, um den Spei­se­plan unse­rer Heu­wus­ler abwechs­lungs­reich und gesund zu gestal­ten.
Aller­dings sind ein paar Din­ge zu beach­ten. Wie alles Neue muss auch Kohl in klei­nen Men­gen ange­füt­tert wer­den, und wie Wie­se, jedes Jahr neu, wenn man nicht durch­ge­hend Kohl füt­tert. Auch soll­ten die ver­schie­de­nen Kohl­sor­ten sepa­rat ange­füt­tert wer­den. Wie bei allem kommt es hier auch auf die Abwechs­lung und das viel­fäl­tig gestal­te­te Fut­ter­an­ge­bot an. Es soll­ten nicht nur Kohl­ar­ten in einer Füt­te­rung ange­bo­ten wer­den, aber im Gemisch mit dem ande­ren Frisch­fut­ter kann ein Teil der Fut­ter­men­ge aus Kohl bestehen.

WICHTIG: Kohl nie­mals mit Tro­cken­fut­ter (Pel­lets, etc.) füt­tern. Dies führt zu einer Fehl­gä­rung und kann zum Tode der Meer­schwein­chen führen!

Heu als Basis einer gesun­den, art­ge­rech­ten Ernährung

Meer­schwein­chen benö­ti­gen ein roh­fa­ser­rei­ches Fut­ter­an­ge­bot. Heu zählt zu den über­le­bens­wich­ti­gen Grund­nah­rungs­mit­teln und muss immer in aus­rei­chen­der Men­ge zur Ver­fü­gung ste­hen. Ach­ten Sie beson­ders dar­auf, nur Heu bes­ter Qua­li­tät zu kau­fen. Es soll­te sau­ber, tro­cken und nicht von gedüng­ten oder durch Nutz­tier­hal­tung ver­un­rei­nig­ten Wie­sen stam­men. Heu darf nie­mals feucht gela­gert wer­den, da es sonst schnell schim­melt. Es muss frisch rie­chen und soll­te einen wür­zi­gen Duft ver­strö­men, der an Som­mer­wie­sen erin­nert. Bit­te kau­fen Sie kein stau­bi­ges, gelb­li­ches Heu, das eher Stroh gleicht und oft in viel zu klei­ne Packun­gen gepresst wird. Qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Heu muss stets locker gela­gert wer­den und „atmen“ können.

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Bie­ten Sie das Heu am bes­ten in einer Heu-Rau­fe an, damit es nicht durch den Urin und Kot der Tie­re ver­un­rei­nigt wird. Es gibt im Fach­han­del und Online-Shops eine Viel­zahl an Heu­rau­fen zum Befes­ti­gen an der Wand, frei­ste­hend, mit Häu­ser kom­bi­niert, etc. Bit­te ach­ten Sie dar­auf, dass sich Ihre Meer­schwein­chen nicht an der Heu­rau­fe ver­let­zen kön­nen! Dazu gehö­ren v.a. Metall­heu­rau­fen oder Metall­bäl­le zum Auf­hän­gen sowie klapp­ba­re Heu­rau­fen – die­se kön­nen unter Umstän­den lebens­ge­fähr­lich sein. Dane­ben kön­nen Sie Ihren klei­nen Freun­den hoch­wer­ti­ges Stroh als zusätz­li­ches Rau­fut­ter anbie­ten. Ach­ten Sie auch beim Stroh auf bes­te Qua­li­tät, denn hier gilt das­sel­be Prin­zip wie beim Heu: Gesund­heit geht durch den Magen und nur gutes Rau­fut­ter ist nahr­haft und wertvoll!

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Rich­ti­ge Ernäh­rung – glück­li­che Meerschweinchen

  • Füt­tern Sie neu­es, unbe­kann­tes Grün­fut­ter und Gemü­se vor­sich­tig und anfangs nur in gerin­gen Men­gen, damit sich der emp­find­li­che Ver­dau­ungs­trakt Schritt für Schritt dar­auf ein­stel­len kann. Das gilt vor allem für fri­sches Gras im Früh­ling. Füt­tern Sie zunächst lang­sam in sehr klei­nen Por­tio­nen Gras, Löwen­zahn, fri­sche Kräu­ter, Hasel­nuss­blät­ter usw., bevor Ihr Tier in den Frei­lauf im Gar­ten darf.
  • Waschen oder schä­len Sie Frisch­fut­ter, Kräu­ter und Gemü­se usw. prin­zi­pi­ell vor dem Ver­füt­tern. Füt­tern Sie Grün­fut­ter nicht in tropf­nas­sem Zustand – v.a. wenn die Tie­re kein feuch­tes Fut­ter gewöhnt sind. In der war­men Jah­res­zeit ist außer­dem der schnel­le Gärungs­pro­zess bei nas­sem Fut­ter zu beach­ten. Füt­tern Sie Frisch­fut­ter NICHT direkt aus dem Kühl­schrank, son­dern legen Sie das Grün­fut­ter und Gemü­se min­des­tens eine hal­be Stun­de vor­her her­aus, damit es nicht zu kalt für den emp­find­li­chen Meer­schwein­chen­ma­gen ist.
  • Kau­fen Sie nur ein­wand­freie Ware. Es reicht nicht, schim­me­li­ge Stel­len zu ent­fer­nen und den Rest zu ver­füt­tern. Die Schim­mel­spo­ren sit­zen oft über das gan­ze Grün­fut­ter oder Gemü­se ver­teilt und schä­di­gen mas­siv die Darm­flo­ra der klei­nen Nager.
  • Ach­ten sie auf abwechs­lungs­rei­che und aus­rei­chen­de Frisch­fut­ter­men­gen wie oben beschrieben.
  • Gutes, qua­li­ta­tiv ein­wand­frei­es Heu muss IMMER aus­rei­chend zur Ver­fü­gung ste­hen. Auch hoch­wer­ti­ges Stroh kann mit ange­bo­ten werden.
  • Bestimm­te Fut­ter­mit­tel kön­nen den Urin der Tie­re röt­lich ver­fär­ben – z.B. Löwen­zahn, Rote Bee­te, Hasel­nuss­blät­ter, Karot­ten. Im Zwei­fel aber lie­ber ein­mal zu oft zum Tier­arzt, um eine mög­li­che Bla­sen­ent­zün­dung, Harn­röh­ren­stein oder Blut im Urin aus­zu­schlie­ßen, als ein­mal zu wenig.
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  • Zwei­ge von unge­spritz­ten, ein­hei­mi­schen Obst­bäu­men wie z. B. Apfel­bäu­men oder Hasel­nuss­zwei­ge (inklu­si­ve Blät­ter) wer­den von den klei­nen Nagern sehr ger­ne ange­nom­men. Ach­ten Sie dar­auf, dass die Zwei­ge und Blät­ter kei­nen Schäd­lings­be­fall (Blatt­läu­se usw.) auf­wei­sen und pflü­cken Sie die Zwei­ge nicht von Bäu­men oder Büschen, die an viel­be­fah­re­nen Stra­ßen oder neben gespritz­ten Fel­dern wachsen.
  • Fri­sches Was­ser muss IMMER zur Ver­fü­gung ste­hen. Das Was­ser muss unbe­dingt täg­lich gewech­selt wer­den! Es kann in sta­bi­len Näp­fen oder in han­dels­üb­li­chen Nip­pel­fla­schen bereit­ge­stellt wer­den – idea­ler­wei­se bie­ten sie bei­des an da jedes Meer­schwein­chen ande­re Vor­lie­ben hat. Ach­ten Sie dar­auf, dass Nip­pel­fla­schen beson­ders sorg­fäl­ti­ge Hygie­ne­maß­nah­men erfor­dern. An der Plas­tik­wand set­zen sich leicht Kei­me an, die bei der täg­li­chen Rei­ni­gung der Fla­sche unbe­dingt gründ­lich besei­tigt wer­den müs­sen! Geben Sie ihrem Meer­schwein­chen auf kei­nen Fall Mine­ral­was­ser und natür­lich auch kein destil­lier­tes Wasser.
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  • Ent­fer­nen Sie nicht gefres­se­nes Frisch­fut­ter regel­mä­ßig aus dem Eigen­bau bzw. Stall. Frisch­fut­ter ver­dirbt leicht und gefähr­det dann schnell die Gesund­heit unse­rer klei­nen Freunde!
  • Ent­fer­nen Sie eben­falls täg­lich feuch­tes, ver­un­rei­nig­tes Heu. In feuch­tem Heu staut sich die Wär­me, wodurch gera­de in der war­men Jah­res­zeit ein idea­ler Brut­herd für Flie­gen­ma­den und ande­re Insek­ten sowie Para­si­ten entsteht.

Fal­sche Ernäh­rung – kran­ke Meerschweinchen

  • Pflü­cken und sam­meln Sie Kräu­ter, Löwen­zahn, Gras, Zwei­ge usw. nicht vom Stra­ßen­rand oder von Wie­sen neben stark befah­re­nen Stra­ßen. Mei­den Sie in jedem Fall Hun­de­wie­sen und Wei­den, auf denen Nutz­tie­re gehal­ten wer­den, da die­se Flä­chen stark ver­un­rei­nigt sind. Brenn­nes­seln sind ein wert­vol­les Zusatz­fut­ter, dür­fen jedoch kei­nes­falls frisch gefüt­tert wer­den. Trock­nen Sie Brenn­nes­seln zunächst und bie­ten Sie die Blät­ter und Stie­le erst dann Ihren klei­nen Freun­den an.
  • Ver­wen­den Sie KEINE Mine­ral­stoff- oder Vit­amin­zu­sät­ze, wenn die­se nicht aus­drück­lich von einem Tier­arzt oder The­ra­peu­ten ver­ord­net wur­den. Meer­schwein­chen haben in der Regel bei einer art­ge­rech­ten Hal­tung und abwechs­lungs­rei­chen, aus­ge­wo­ge­nen Ernäh­rung kei­nen Vit­amin- oder Mine­ral­stoff­man­gel, es sei denn, es han­delt sich um ein krank­heits­be­ding­tes Defi­zit. Ein krank­heits­be­ding­ter Man­gel muss jedoch fach­män­nisch von einem Tier­arzt oder The­ra­peu­ten dia­gnos­ti­ziert und behan­delt wer­den. Eigen­mäch­ti­ges Expe­ri­men­tie­ren scha­det mehr als es nutzt!
  • Ach­ten sie bei Kohl- & Wie­sen­füt­te­rung auf die jähr­li­che Anfüt­te­rung und die zu beach­ten­den Din­ge (sie­he auch "Streit­the­ma Kohl­füt­te­rung")
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  • VERZICHTEN Sie zum Wohl Ihrer Tie­re auf Mine­ral- und Salz­leck­stei­ne, Nager­drops, Joghurt- Lecker­li usw. ALLE Nah­rungs­er­gän­zun­gen die­nen ledig­lich der „finan­zi­el­len Gesun­dung“ der Her­stel­ler und Anbie­ter! Ver­fal­len Sie nicht der Ver­lo­ckung die­ser bun­ten, als „Nager­freu­den“ ange­prie­se­nen, für Ihre Tie­re aber äußerst schäd­li­chen „Beloh­nun­gen“. Über ein Stück saf­ti­ge Gur­ke freu­en sich Ihre Meer­schwein­chen genau­so, und das dient wenigs­tens der Gesundheit.
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  • Tro­cken­fut­ter, auch Kraft­fut­ter oder „Allein­fut­ter“ genannt: Hier schei­den sich die Geis­ter und es wird ger­ne hit­zig dis­ku­tiert. Wir ver­tre­ten klar den Stand­punkt zum Wohl der Tie­re GANZ AUF TROCKENFUTTER ZU VERZICHTEN. Alle Fer­tig­mischun­gen ent­hal­ten zu viel Getrei­de, Nüs­se, Zucker und Zusatz­stof­fe sowie häu­fig bunt ein­ge­färb­te Brot­stück­chen, die Karot­ten oder Rote Bee­te vor­täu­schen sol­len. Die über­mä­ßi­ge Auf­nah­me von Koh­le­hy­dra­ten senkt den PH-Wert auf bis zu 5. Bei Meer­schwein­chen liegt der nor­ma­le Wert bei 8 bis 9. Die Fol­ge sind ernst­haf­te Stö­run­gen des Ver­dau­ungs­trak­tes, Über­ge­wicht, Herz- und Leber­er­kran­kun­gen. Auch sorgt die "Här­te" von Tro­cken­fut­ter für fal­sche Kau­be­we­gun­gen und dadurch eine Schä­di­gung der Zäh­ne und Kie­fer des Meer­schwein­chens (sie­he auch "Gesun­de Zäh­ne").
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  • Soll­te Ihr Tier z. B. auf­grund von Träch­tig­keit, nach einer Ope­ra­ti­on oder zur Rekon­va­les­zenz einen erhöh­ten Ener­gie­be­darf haben oder wenn Sie geschwäch­te, unter­ent­wi­ckel­te Jung­tie­re päp­peln müs­sen, emp­feh­len wir das beim Tier­arzt erhält­li­chen Spe­zi­al­fut­ter Cri­ti­cal Care, Rodi­Ca­re etc. Alter­na­tiv eige­nen sich auch hoch­wer­ti­ge, getrei­de­freie Pel­lets, die Sie im gut sor­tier­ten Fach­han­del oder bei Ihrem Tier­arzt erhal­ten. Die­se soll­ten aller­dings ein­ge­weicht ange­bo­ten wer­den, um die Kau­be­we­gun­gen des Meer­schwein­chens nicht zu beein­flus­sen und einer fal­schen Belas­tung vorzubeugen.
  • „Meer­schwein­chen brau­chen har­tes Brot, um ihre Zäh­ne abzu­nut­zen.“ Lei­der hält sich die­ses Ammen­mär­chen hart­nä­ckig seit vie­len Jah­ren in den Köp­fen zahl­rei­cher Meer­schwein­chen­hal­ter. Wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en und Unter­su­chun­gen bele­gen jedoch seit lan­gem, dass har­tes, altes Brot ganz im Gegen­teil sogar schäd­lich für die Tie­re ist. Altes Brot hat KEINERLEI NUTZEN für die klei­nen Nager! Um eine kon­ti­nu­ier­li­che Abnut­zung der Zäh­ne zu gewähr­leis­ten, müs­sen Meer­schwein­chen IMMER aus­rei­chend Grün­fut­ter und hoch­wer­ti­ges Heu zur Ver­fü­gung haben. Durch die stän­di­ge kor­rek­te Belas­tung der Zäh­ne mit roh­fa­ser­rei­chem Frisch­fut­ter sowie lan­gen, har­ten Heu­hal­men wer­den die Zäh­ne beim Kau­en und Zer­mah­len abge­nutzt und kön­nen nicht unkon­trol­liert weiterwachsen.
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Wis­sens­wer­tes:

Gesun­de Zähne:

Für die Abnut­zung der Zäh­ne spie­len die Dau­er und die Inten­si­tät der Kau­be­we­gung eine ent­schei­den­de Rol­le. Meer­schwein­chen bei­ßen ihre Nah­rung mit den Vor­der­zäh­nen ab und schie­ben sie mit Hil­fe der Zun­ge in die Mund­höh­le. Durch Rück- und Vor­wärts­be­we­gung des Unter­kie­fers wird die Nah­rung zwi­schen den Backen­zäh­nen zer­mah­len. Hier­bei kommt den Meer­schwein­chen ihr Schlit­ten­ge­lenk zu Gute, das eine Rota­ti­on des Unter­kie­fers ermög­licht. Der Kau­mus­kel ist stark aus­ge­prägt. Roh­fa­ser­hal­ti­ge Nah­rung wie bei­spiels­wei­se Heu zwingt zu lan­gem Kau­en und führt somit zur ste­ten Abnut­zung der Zähne.

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Ver­dau­ung der Nahrung:

Meer­schwein­chen sind mit einem emp­find­li­chen, kom­pli­zier­ten Ver­dau­ungs­sys­tem aus­ge­stat­tet. Die gesam­te Darm­län­ge beträgt durch­schnitt­lich 2,30 m! Spe­zi­el­le Milch­säu­re­bak­te­ri­en und ein­zelli­ge Lebe­we­sen (Anae­ro­bien) im Darm sor­gen dafür, dass die Nah­rung auf­ge­spal­ten und ver­daut wer­den kann.

Der Blind­darm des Meer­schwein­chens stellt eine Beson­der­heit dar: Er ist im Ver­hält­nis zu ande­ren Säu­ge­tie­ren über­durch­schnitt­lich groß und füllt knapp ein Drit­tel der Bauch­höh­le aus. Im Blind­darm fin­den die bak­te­ri­el­len Spal­tungs-und Gär­pro­zes­se statt. Dabei wer­den Fett­säu­ren, Pro­te­ine, Vit­ami­ne usw. frei­ge­setzt. Die lebens­wich­ti­gen B‑Vitamine (B‑Komplex) sowie das Vit­amin K wer­den im Blind­darm mit Hil­fe der Mikro­or­ga­nis­men auf­ge­schlos­sen und mit dem Blind­darm­kot aus­ge­schie­den, der ca. 30 % des Gesamt­ko­tes ausmacht.

Meer­schwein­chen neh­men die­sen vit­amin- und eiweiß­rei­chen Blind­darm­kot direkt vom End­darm (After) auf und fres­sen ihn. Man spricht hier von sog. „Cae­co­tro­phie“. Erst mit dem Fres­sen des Blind­darm­kots kön­nen das Eiweiß und die Vit­ami­ne über Magen und Dünn­darm erneut durch die bio­che­mi­sche Auf­spal­tung ver­daut werden.

Ach­tung: Ohne die­se lebens­wich­ti­gen Bestand­tei­le des Blind­darm-Kotes ster­ben die Tie­re. Hin­dern Sie dar­um NIEMALS Ihr Tier dar­an, den Blind­darm­kot zu fres­sen! Im Dick­darm wird dem Darm­in­halt schließ­lich das Was­ser ent­zo­gen, der End­kot geformt und ausgeschieden.

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Um ihren hohen Ener­gie­um­satz auf­recht hal­ten zu kön­nen, müs­sen Meer­schwein­chen kon­ti­nu­ier­lich fres­sen. Stu­di­en bele­gen, dass Meer­schwein­chen in ihrer Hei­mat Mit­tel- und Süd­ame­ri­ka in frei­er Wild­bahn inner­halb von 24 Stun­den ca. 80 bis 100 klei­ne Por­tio­nen fres­sen. Die stän­di­ge Nah­rungs­auf­nah­me ist extrem wich­tig, weil dadurch ein stän­di­ges Wei­ter­be­för­dern der Nah­rung vom Magen (sog. „Stopf­ma­gen“) in den Darm gewähr­leis­tet wird. Nur so kann die Darm­pe­ris­tal­tik auf­recht erhal­ten wer­den. Meer­schwein­chen kön­nen übri­gens im Gegen­satz zu bei­spiels­wei­se Hun­den oder Kat­zen auf­grund ihrer schlecht aus­ge­bil­de­ten, dünn­wan­di­gen Magen­mus­ku­la­tur nicht erbre­chen. Der Magen eines aus­ge­wach­se­nen Meer­schwein­chens hat ein Fas­sungs­ver­mö­gen von durch­schnitt­lich 25 ml.

Vie­len Dank für Ihr Interesse!

Wir hof­fen, Ihnen einen klei­nen Über­blick über die grund­le­gends­ten Bedürf­nis­se unse­rer klei­nen Freun­de gege­ben zu haben. Viel­leicht konn­ten wir Ihnen auch ver­mit­teln, dass Meer­schwein­chen kei­nes­wegs so pfle­ge­leicht, genüg­sam und robust sind, wie sie in vie­len Zoo­fach­ge­schäf­ten, Gar­ten­cen­tern und Bau­märk­ten lei­der immer noch leicht­fer­tig „ange­prie­sen“ wer­den. Bit­te wen­den Sie sich an uns, wenn Sie noch Fra­gen rund um das The­ma Ernäh­rung und Gesund­heit haben. Wir freu­en uns über Ihr Inter­es­se und neh­men uns ger­ne Zeit für Sie!