Am 08. Februar erreichte uns eine Mail vom Tierschutzverein Immenstadt im Allgäu mit der Bitte bei einem Notfall mit über 70 Meerschweinchen behilflich zu sein.
Was war passiert:
Am 27.12.2015 stand eine Frau mit 12 Meerschweinchen vor der Tür des Tierheims um diese dort abzugeben. Die Mitarbeiterin nahm 9 Böckchen und 3 Mädchen auf und fragte nach dem Abgabegrund.
Die Tierhalterin meinte, sie hätte zu viele Tiere und möchte diese an gute Plätze weitervermittelt wissen. Da der Tierheim-Mitarbeiterin das ganze etwas "spanisch" vorkam wollte sie wissen, wie viele Tiere sie denn noch hat. Sie wisse es nicht so genau, sie meinte, es seien noch 12 Schweinchen. Das Tierheim beschloss, sich die Haltung der Tiere anzusehen, aber die Besitzerin verweigerte einen Zutritt zum Haus. Erst nach Androhung von weiteren Schritten (Einschaltung des Veterinäramtes und des Vermieters) lenkte die Besitzerin ein und stimmte einem Besuchstermin im Februar zu. Vor Ort dann das Dilemma: Die Tiere hielten sich überwiegend in der Küche und im Hausgang auf. In der Küche standen 2 verrostete Käfige, voll mit verstörten Schweinchen. Da die Käfigtüren nicht mehr richtig schlossen, konnten die Tierchen ohne Probleme entweichen. Alles wuselte quer durcheinander: unkastrierte Böckchen, Mädels und 3 Babys. Ein Einfangen der Tiere gestaltete sich äußerst schwierig, denn diese versteckten sich natürlich hinter jeder gegebenen Möglichkeit, Spüle, Gefriertruhe, Schränke etc. Hinzukam, dass die Wohnung von Boden bis zur Decke voller Gerümpel war (Messi-Haushalt).
Nach längerem Prozedere konnten schließlich 25 Böckchen, 27 Mädchen und 3 Babies eingefangen werden. Allerdings eben nur aus Küche und Flur. Die Türen zu den anderen Zimmern standen einen Spalt offen, aber diese durften dann nicht mehr betreten werden. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass sich auch hier noch einige Tiere aufhalten und die Vermehrung weiter geht.… Das Tierheim Immenstadt bleibt hartnäckig an der Sache dran und wir hoffen, dass nicht noch einmal so eine Menge von Tieren Zuflucht benötigt.
Eindrücke aus dem Tierheim:
In diesem Fall haben zum Glück viele Organisationen zusammengeholfen. Die Tierheime Lindau und Kempten sowie die Organisation Zuflucht für Tiere haben neben uns viele Tiere aufgenommen. Über 70 Meerschweinchen, wovon fast alle Mädchen trächtig sind, wären für eine Organisation einfach nicht zu bewältigen.Wir haben aus diesem Notfall 6 Buben, 12 Mädchen und 3 Babies (davon 2 kleine Bübchen) übernommen.
Zwei Meerschweinchen sind leider kurz nach der Aufnahme im Tierheim Immenstadt verstorben. Es ist sehr traurig, dass für die Zwei die Rettung zu spät kam.
Maria's Auto war bis zum letzten Platz gefüllt mit Transportboxen und da der Weg von München in's Allgäu nicht gerade der nächste ist, legten wir an diesem Tag knapp 400 km Fahrtweg zurück. Gleich nach der Übernahme der Tiere begaben wir uns bei widrigen Fahrbedingungen bei Graupelschauer auf den 2‑stündigen Weg in die Tierarztpraxis.
Dort war man schon auf unser Eintreffen am späteren Nachmittag vorbereitet, Quarantäne-Käfige waren bereit gestellt etc. Dennoch war es ein enormer zeitlicher Aufwand alle Tiere zu checken, Fotos zu machen, Formulare auszufüllen und Datenblätter den Tieren zuzuordnen. Die Sprechstunde geht regulär nur bis 19 Uhr – wir haben diese erst um 20:30 Uhr verlassen.
Unser Dank gilt wieder einmal unserer Tierärztin Frau Dr. Barbara Homeier! Ihr unermüdlicher Einsatz, Geduld und großes Herz für die kleinen Nager ist unvergleichlich. Die angefallenen Überstunden bis spät abends sind keine Selbstverständlichkeit.
Denn nach unserer Abreise aus der Praxis war ihr Abend noch lange nicht beendet, da wurden noch einige der Tiere versorgt!
Leider waren die meisten Tiere in keinem optimalen Gesundheitszustand. Viele hatten neben Haarlingen auch Milben, extrem schütteres Haarkleid, demineralisierte Zähne aufgrund von Vitaminmangel. Ein Bub hatte eine Bronchitis und befand sich lange in der Obhut unserer Tierärztin. 2 Mädchen hatten eine Augenerkrankung bzw. ein Mädel ist auf dem linken Auge blind.
Für uns war der 15.02.2016 ein sehr anstrengender Tag, an dem wir um 00:30 Uhr erschöpft ins Bett gefallen sind. Es bedarf bereits im Vorfeld wirklich großer Organisation. Welche Pflegestelle kann wieviele Tieren aufnehmen und können diese Pflegestellen die Tiere auch noch am gleichen Abend aufnehmen? Aber auch an Ort und Stelle lehrt uns so ein Notfall spontan umzudisponieren, weil oftmals alles anders kommt als geplant. Tiere sind krank, können nicht zum geplanten Zeitpunkt übernommen werden oder die geplanten Pfleglings-Paare verstehen sich nicht. Dann muss schnell umgesetzt werden bevor es zu Beißereien kommt und so weiter und so fort.
Besonders stolz sind wir auf unser großartiges Team das Gewehr bei Fuß stand und somit die Verteilung der Tiere auf die jeweiligen Pflegeplätze reibungslos vonstatten gehen konnte. Vielen Dank an Euch alle und natürlich an unsere Pflegestellen!
In Zahlen:
21 Tiere haben wir übernommen, davon waren 9 Weibchen trächtig.
21 Babys wurden geboren (12 Mädchen, 9 Buben) 2 kleine Mädchen,die Töchter von Octavia, starben leider im Alter von 4 Wochen an einer Herzmuskelentzündung.
17 Buben mussten kastriert werden.
1 Bub namens Peeves, blieb als Gnadenbrottier bei uns. Er war von Geburt an ein Kümmerling, hatte Herz- und Lungenprobleme und musste regelmäßig beim Tierarzt vorgestellt werden. Er musste am 17.03.2017 erlöst werden.