Unser Weihnachten sah in diesem Jahr etwas anders aus.
Kurz vor den Feiertagen erreichte uns ein flehender Hilferuf aus dem Landkreis Rosenheim. Über 30 Kaninchen und 4 Meerschweinchen brauchen sofortige Hilfe.
All diese Tiere konnten von der Besitzerin nicht mehr ausreichend bzw teilweise gar nicht mehr versorgt werden.
Die Ställe wurde nicht mehr ausgemistet, die Kotberge wurden immer größer, Frischfutter war kaum bis gar nicht vorhanden, das Trinkwasser in den Tränken eingefroren. Die Tierfreundin, die uns um Hilfe gebeten hat, berichtete weiter, dass der Stall in dem sich die Tiere befanden nicht ausreichend isoliert war und aufgrund der vorherrschenden nächtlichen Minus-Temperaturen, der schlechten Versorgung und daraus resultierende Krankheiten bereits 10 Tiere tot aufgefunden wurden. Jämmerlich erforen, verhungert, an Schwäche und Krankheit elendiglich verendet. Folgende an uns übermittelte Bilder machten die Notsituation noch dramatisch sichtbar:
Am 23.12.2012 machten wir uns, damals noch in Kooperation mit den Rosenheimer Tierschutzkollegen und unserer Tierärztin, Frau Dr. Barbara Homeier, auf den Weg um eine erste Bestandsaufnahme zu machen. Wir waren alle geschockt, in welchem Zustand sich die Tiere teilweise befanden!
Dieses weibliche Kaninchen hatte einen Zahnwurzelabszess, konnte kaum noch fressen, muss unsagbare Schmerzen gehabt haben und ist nach wie vor noch sehr mager und schwach. Desweiteren plagt sie, wie fast 60 % aller Tiere, ein eitriger Schnupfen und eine Bindehautenzündung. Sie ist bereits in der Obhut der Tierärztin.
Dieses ebenfalls weibliche Kaninchen hatte neben dem Schnupfen noch massivst Durchfall, resultierend aus Kokzidienbefall. Sie ist unglaublich dünn – man spürt nur noch Haut und Knochen; auch sie ist bereits in der Tierarztpraxis.
Ein grauer unkastrierter Rammler litt unter einem Abszess am Augenlid. Bei der anschließenden durchgeführten Operation musste man leider feststellen, dass der komplette Nasen‑, Augen,- Stirnbereich unter Eiter stand. Es war eine schwere Operation, sein Gesundheitszustand lange Zeit sehr kritisch. Auch er hatte Kokzidien und war extrem schwach.
Zwei Tiere mussten schnellstens operiert werden. Sie litten an einem Abszess am Hals (bei der Englischen Schecke nach unten verkammert):
Und wie bereits erwähnt viele, viele Atemwegserkrankungen:
Es folgten zwei sehr zeitaufwändige Wochen bedingt durch enormen Organisationsaufwand und mehrere Fahrten zwischen Rosenheim, Geretsried und München sowie den jeweiligen Pflegestellen. Aber es war auch eine nervenaufreibende, sorgenvolle Zeit, in der wir mit den Notfellchen gezittert und gehofft haben. Frau Dr. Homeier hat eine meisterliche Arbeit vollbracht und wir können voller Glück berichten, dass es alle Sorgenkinder, trotz teilweise sehr schwerer Operationen, in dieser kurzen Zeit geschafft haben wieder auf die Pfötchen zu kommen.
Ale 20 Kaninchen und die 3 Meerschweinchen konnten tierärztlich versorgt, operiert und kastriert werden. (Alle weiblichen Kaninchen wurden ebenfalls in Anbetracht der leider nicht selten später auftretenden Gebärmuttererkrankungen kastriert!)
Einige Tiere fraßem sehr schlecht und mussten regelmäßig zugefüttert werden, damit sie endlich Gewicht zulegten und sich erholten. Wir hatten den Eindruck, dass sie gesundes, artgerechtes Frischfutter gar nicht kannten und daher lediglich hin und wieder etwas Heu mümmelten
Alle Kaninchen litten unter Kokzidien, wobei einigen der Langohren diese Parasiten so zusetzten, dass sie vollkommen dehydriert waren und mehrere Infusionen benötigten. Die meisten „Schnupfnasen“ haben letzendlich dank Antibiose und Nasentropfen ebenfalls sehr gute Fortschritte gemacht, und auch die Bindehautentzündungen sind alle ausgeheilt. Aber nicht nur die gute medizinische Versorgung, sondern auch die liebevolle Behandlung auf unseren Pflegeplätzen sorgten für diese wundervollen Fortschritte:
Rosi am 23.12.2012 mit akuter Bindehautentzündung – aus ihr ist eine wunderschöne, stattliche Kaninchenfrau geworden. Und unser großes Sorgenkind, die süße graue Widderdame war so mager, dass man nur noch Haut und Knochen spürte. Ihr Zustand war lange sehr kritisch, heute schaut sie mit wachem Blick in eine großartige Zukunft:
Wir waren überwältigt, welche Welle der Hilfsbereitschaft unser Artikel damals in den Heuwusler-News über diesen Kaninchen-Notfall ausgelöst hat. Unzählige Zuschriften mit Worten voller Mitgefühl für die armen Kreaturen haben uns erreicht, Sach- und Futterspenden wurden bei unseren Pflegestellen abgegeben und das eine oder andere Kaninchen bekam sogar eine Operationspatenschaft
Wir möchten uns bei allen Helfern bedanken, die viele Wochen damit zugebracht haben, den Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen. In erster Linie gilt unser Dank Tierärztin Frau Dr. Barbara Homeier, die nicht nur am 4. Advent und an den Weihnachtsfeiertagen sondern generell den Tieren fachkompetent, aber ganz besonders mit dem Herzen zur Seite steht -> auf dass sie bald in eine gesunde und bessere Zukunft hoppeln können!
Aus diesem Notfall konnten alle Tiere in ein schönes Zuhause vermittelt werden oder haben sich in das Herz der Pflegestelle geschlichen und durften dort bleiben!