Keine Böckchenhaltung
Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir vermitteln nicht in reine Böckchengruppen. Wir möchten aber gerne erklären, warum das so ist:
Von vielen Züchtern und Zoohandlungen wird immer wieder die reine Böckchenhaltung angepriesen. Darunter versteht man die Haltung von in der Regel zwei Böckchen, ohne dass sich Weibchen in der Nähe befinden. Züchter haben es oft schwer, Ihren Böckchen-Nachwuchs zu verkaufen, da in jeder natürlichen Meerschweinchen-Gruppenhaltung nur Platz für ein Böckchen ist (erwachsene Böcke dulden keine Konkurrenz im eigenen Revier). Weibchen dagegen können – sofern genügend Platz vorhanden ist – fast unbegrenzt zu einem Kastraten vergesellschaftet werden.
Also versuchen viele Züchter und natürlich auch Zoogeschäfte ihre Böckchen paarweise zu verkaufen. Klingt gut, denn man soll ja Meerschweinchen nicht alleine halten. Und es funktioniert auch oft, wenn es sich um Wurfgeschwister oder zumindest um zusammen aufgewachsene Jungtiere handelt.
Leider kommt es aber immer wieder vor, dass die Böckchen nach Erreichen der Geschlechtsreife anfangen, um die Rangfolge zu kämpfen. Das geschieht sehr energisch mit heftigen Beissereien.
Das unterlegene Böckchen kann in Gefangenschaft – im Gegensatz zum Leben in der Natur – nicht die Flucht ergreifen und ist so ständiger Konfrontation ausgesetzt. Es gibt Fälle, in denen solches Verhalten bis zum Tod des unterlegenen Böckchens geführt hat.
Eine Kastration der Böcke nach Ausbruch von Streitereien bringt leider keinen Erfolg – das Verhalten der Tiere bleibt trotz Kastration unverändert.
Ein weiteres Problem entsteht, wenn in funktionierenden Bock-Partnerschaften ein Tier stirbt.
Das zurückgebliebene Tier ist in der Regel nicht kastriert (wozu auch, der Züchter hat einem ja dazu auch nicht geraten, denn die Kastration kostet natürlich etwas), man kann also kein Weibchen zur Gesellschaft dazusetzen. Also bleibt nur wieder die Suche nach einen verträglichen Bock. Ein bereits erwachsener und vom Alter her passender Bock lässt sich meistens nicht zu einem ebenfalls erwachsenen Bock vergesellschaften. Als Ausweg bleibt nur ein Babyböckchen, das sich dem erwachsenen Tier unterwirft. Keine Lösung mit glücklichem Ausgang – das alte Böckchen ist von dem kleinen Wirbelwind genervt und das Babyböckchen langweilt sich mit dem "Alten".
Nur wenige wagen es, den alten "übriggebliebenen" Bock noch kastrieren zu lassen, damit er dann endlich zum Ende seines Lebens in artgerechter Gesellschaft glücklich werden kann.
Viele dieser Böcke aus ursprünglicher Bock-Paarhaltung, sind nach dem Tod ihres Partners meist zur Einsamkeit verdammt, weil sich die Suche nach einem neuen Partner oft ziemlich kompliziert gestaltet.
Wir möchten diesem Ganzen "vielleicht klappt es ja doch" von vorneherein entgegentreten und die uns anvertrauten Tiere nur in artgerechte und natürliche Haltung vermitteln.
Verfasst von Claudia K.