Not­fall All­gäu – 39 Meerschweinchen

Am 18.10.2023 mach­ten sich unse­re bei­den Vor­stän­de Andrea und Lis­si auf den Weg ins All­gäu um Meer­schwein­chen aus schlech­ter Hal­tung zu über­neh­men:
Aus­schlag­ge­ben war ein Inse­rat auf Klein­an­zei­gen, bei dem Meer­schwein­chen für 5 Euro zum Ver­kauf ange­bo­ten wur­den. Die ein­ge­stell­ten Fotos lie­ßen eine äußerst frag­wür­di­ge Hal­tung vermuten.

Auf­grund die­ses Inse­ra­tes gin­gen Mel­dun­gen beim orts­an­säs­si­gen Vete­ri­när­amt ein, vie­le Tier­freun­de waren in Sor­ge. Das Amt nahm sich der Sache an und kon­trol­lier­te die Zustän­de. 50 Meer­schwein­chen und 1 Kanin­chen saßen in einem Kel­ler­raum in klei­nen Stal­lun­gen. Wie aber so oft, sind unse­re Tier­schutz­ge­set­ze zu lasch; die Situa­ti­on vor Ort war nicht dra­ma­tisch genug um eine Fort­nah­me der Tie­re recht­lich zu ertei­len. Es liegt NICHT am Des­in­ter­es­se des Amtes, wie zu Unrecht oft behaup­tet wird. 

Zwei beherz­ten Tier­schüt­zern aus dem Ort ließ dies kei­ne Ruhe. Sie such­ten Kon­takt zu den Inse­ren­ten und konn­ten sie schließ­lich dazu bewe­gen, alle Tie­re frei­wil­lig – wenn lei­der auch nur gegen Bezah­lung – abzu­tre­ten. Da sie selbst aber kei­ne Mög­lich­keit haben, die Tie­re auf­zu­neh­men, bat man um unse­re Hilfe.

Nach inten­si­ven Vor­be­rei­tun­gen in unse­rem Ver­ein (Orga­ni­sa­ti­on Pfle­ge­stel­len, Vor­be­rei­tung Tier­arzt, Auf­nah­me­do­ku­men­te für jedes Tier, etc.) mach­ten wir uns auf den 2 ½‑stündigen Weg. Lei­der durf­ten wir nicht direkt zum Hal­ter um die Tie­re an Ort und Stel­le zu über­neh­men. Wir tra­fen uns mit den bei­den Ret­te­rin­nen in deren Hof­ein­fahrt und muss­ten die Tie­re im Frei­en von Box zu Box in unser Auto umla­den. Hier­bei stell­ten wir schon fest, dass die Schwein­chen sehr gestresst sind und Tages­licht für sie ein Schock war.

Wir über­nah­men 39 Meer­schwein­chen. Das Kanin­chen und die rest­li­chen Meer­schwein­chen wur­den von einer wei­te­ren pri­va­ten Per­son frei­ge­kauft. 3 Schwein­chen hat das orts­an­säs­si­ge Tier­heim übernommen.

Schnell mach­ten wir uns auf den 3‑stündigen Rück­weg nach Gel­ting. Unse­re Tier­ärz­tin, Frau Dr. Bar­ba­ra Homei­er und Mit­glied Clau­dia war­te­ten trotz spä­ter Stun­de (19 Uhr) in der Pra­xis. Alle Schwein­chen wur­den einem Erst-Check unter­zo­gen, foto­gra­fiert und registriert:

Das Ergeb­nis:
- 28 unkas­trier­te Buben
- 11 Mäd­chen (Träch­tig­keit konn­te noch nicht bestä­tigt wer­den)
- bis auf einen älte­ren Buben, der in sehr schlech­tem Zustand ist, han­delt es sich um Jung­tie­re
- Räu­de, kah­le Stel­len, Kratz- und Biss­ver­let­zun­gen
- vie­le haben Pilz, sind mager und schwach
- eini­ge muss­ten wund­ver­sorgt und rasiert wer­den, zwei haben Augen­ver­let­zun­gen
- bei allen Kot­pro­ben wur­den Wür­mer (Pas­salu­rus) nachgewiesen

Bis um 21.30 Uhr waren wir in der Pra­xis beschäf­tigt, danach haben wir die Tie­re noch auf die Pfle­ge­stel­len gefah­ren. Dan­ke an Jes­sy, die extra noch aus Adelz­hau­sen gekom­men ist um beim Shut­teln zu hel­fen. Für eini­ge von uns war der Tag erst um Mit­ter­nacht been­det und Lissi´s Auto hat knapp 500 km mehr auf dem Tacho.

Nun haben wir alle Hän­de voll zu tun um die­se armen See­len auf­zu­päp­peln. Da alle äußerst panisch sind, ist das Hand­ling und die Medi­ka­men­ten­ga­be auch für so „alte Hasen“ wie uns eine ech­te Her­aus­for­de­rung. Auch an Frisch­fut­ter wer­den sie lang­sam gewöhnt, sie fres­sen als gäbe es kein Mor­gen. Nach und nach wer­den wir unse­re Schwein­chen vor­stel­len in der Hoff­nung, dass sich nach dem Absit­zen der Kas­tra­ti­ons­qua­ran­tä­ne ein schö­nes Plätz­chen fin­den lässt. Und natür­lich wün­schen wir uns, dass die Mäd­chen nicht träch­tig sind.

Da unser Ver­ein kei­ne 39 Tie­re unter­brin­gen kann, bedan­ken wir uns beim Tier­heim Rosen­heim und Tier­heim Gel­ting, die nach erfolg­ter Kas­tra­ti­on die Hälf­te der Buben und 4 Mädels über­neh­men wer­den.
Auf uns kom­men nun wie­der hohe Kos­ten zu. Weil es kei­ne amt­lich ange­ord­ne­te Beschlag­nah­mung, son­dern eine Pri­vat-Akti­on war, bekom­men wir auch kei­ner­lei finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Über Kas­tra­ti­ons­pa­ten­schaf­ten oder Ein­streu- und Fut­ter­spen­den freu­en wir uns sehr. 
Auch wenn wir es in keins­ter Wei­se für Gut­hei­ßen, dass Geld gezahlt wer­den muss­te, um die­sen Tie­ren aus der Mise­re zu hel­fen, sind wir den­noch froh, sie jetzt in Sicher­heit zu wissen.

Vie­len lie­ben Dank, Ger­ti und Danie­la, dass Ihr so aus­dau­ernd dahin­ter geblie­ben seid, und den Meer­schwein­chen dadurch zu einem art­ge­rech­ten Leben sowie der drin­gend not­wen­di­gen medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung ver­hol­fen habt. Es war ein tol­les Team­work mit Euch, Ihr habt alles gut in die Wege gelei­tet so dass die Über­nah­me der Tie­re durch uns rei­bungs­los geklappt hat!

Mit dem Vet-Amt blei­ben wir wei­ter­hin in Kon­takt. Gegen die Hal­ter wur­de Anzei­ge erstattet.